Ursprünglich war unsere Reise im Rahmen des „Eurorando 2022“ nach Sibiu/Hermannstadt geplant, der dann kurzfristig abgesagt wurde. Ein Jahr vorher wurden unsere Aktivitäten von einer kleinen Gruppe vorbereitet und gebucht.

Am Freitag, 9. September flogen wir von Köln über München nach Sibiu/Hermannstadt und kamen nach einer kurzen Busfahrt in unser Hotel.

Am Samstag, den 10. September traf unser Reiseleiter Roger ein. Er führte uns jeden Tag durch Stadt und Land und brachte uns die Geschichte und Kultur näher. Das machte er wirklich großartig wie wir bald feststellten konnten. Mit dem Bus, der uns später auch für alle Ausflüge zur Verfügung stand, gings in die Innenstadt an die Stadtmauer. Nach einer Einführung in die Geschichte von Hermannstadt passierten wir die 1. und 2. Stadtmauer und kamen zum „Generalsloch“. Von dort aus öffnete sich die Sicht auf den Großen Ring (Piata Mare).

Großer Ring, Rathaus, Ratturm und Katholische Kirche

Gleich drei Gebäude fielen besonders auf:
Die katholische Stadtpfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit, 1726 – 1733 von Jesuiten erbaut. Das Rathaus, es hat eine halbrunde, reich mit Stuck verzierte Fassade. Links davon das Brukenthal-Palais im barocken Stil. Baron Samuel von Brukenthal war Gouverneur von Siebenbürgen und ließ es als seine Residenz 1778 – 1788 errichten. Er hatte am Hofe von Maria Theresia wichtige, gut dotierte Ämter inne und begann zur gleichen Zeit eigene Kunstsammlungen aufzubauen, die seit 1817 der Öffentlichkeit, heute als Museen, zugänglich sind.

Durch den Ratturm gelangt man auf den nächsten Platz Kleiner Ring (Piata Mica). Dort wohnten die Kaufleute und Handwerker. Ihre Häuser sind mit den typischen Arkadengängen versehen, unter denen die Waren angeboten wurden. Weiter ging es zu der gusseisernen Brücke (erbaut 1859), die die Ober- und Unterstadt verbindet. Sie wird Lügenbrücke genannt. Laut einer Legende stürzt sie ein, wenn auf ihr gelogen wird. Wir waren dort, sie steht noch und wird derzeit restauriert.

Lügenbrücke

Von dort aus sind wir zum historische Platz Piata Albert Huet gegangen. Da steht die Evangelische Stadtpfarrkirche und gegenüber das deutschsprachige Brukenthal-Gymnasium von 1780. Wer hier Abitur macht kann sowohl in Deutschland als auch in Rumänien studieren. Die Anfänge der Stadtpfarrkirche gehen auf das 12. Jh. zurück. Vom Turm hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt und auf die bunten Ziegeldächer der Kirche. Innen befindet sich die größte Orgel in Siebenbürgen von der Firma Wilhelm Sauer.

Evangelische Kirche, Sauerorgel

Der Weg ging weiter zum Gesellenhaus, das als älteste Gesellenherberge außerhalb Deutschlands gilt. Dort wohnen und treffen sich Wandergesellen aus allerlei Ländern.

Nach der Mittagsrast wanderten wir nach Hamba/Hahnbach zum Imker Wilhelm Tartler. Zunächst ging es bei schönem Wetter durch den Wald, eine Anhöhe hinauf. Als der Weg abwärts führte, das Ziel schon in Sichtweite, überraschte uns ein Wolkenbruch mit Blitz und Donner. Der Weg war plötzlich eine Rutschpartie. Durchnässt hat uns dann der Imker empfangen.

Imker Wilhelm Tartler

In seinem Produktionsraum hat er uns anschaulich erzählt, wie er arbeitet und was alles berücksichtigt werden muss, um eine gute Qualität und Ausbeute zu erhalten. Als Wanderimker fährt er seine 200 Bienenstöcke in Siebenbürgen und südlich der Karpaten dorthin, wo gerade bestimmte Bäume, Sträucher und Wiesen blühen. Nur so kann er verschiedene Honigsorten artenrein erzeugen und anbieten. Die Leidenschaft für seinen Beruf, auch als Bienenzüchter und Umweltschützer, ist deutlich zu erkennen. Der von ihm produzierte Honig ist sehr aromatisch und zudem „Bio“ zertifiziert.

Am Sonntag, den 11. September fuhren wir nach dem Frühstück zum Freilichtmuseum ASTRA. Es ist das größte dieser Art in Europa, mit ca. 400 Gebäuden, die aus verschiedenen Regionen Rumäniens stammen. Es machte Spaß durch die Alleen an den Wiesen und am See vorbei zu spazieren und verschiedene Dorfhäuser, allerlei Mühlen und Gewerke anzuschauen.

Alte Mühle im Freilichtmuseum ASTRA

Anschließend fuhren wir nach Michelsberg /Cisnadioara. Auf dem Hügel (70 m) steht die steinerne Basilika, die dem Erzengel Michael gewidmet war und im Jahr 1223 erstmals erwähnt wurde.

Michelsberg, Basilika

Eine Steinmauer mit Schießscharten umgibt die Kirche. Im Verteidigungsfall wurden Vorräte im Kirchenturm gelagert, der dann auch als Wehrturm diente. Die runden Steine um die Kirche herum wurden der Legende nach von heiratswilligen Männern hinaufgerollt um ihre Stärke zu beweisen. Bei Angriffen auf die Basilika ließ man dann die Steine herunterrollen um so die Angreifer abzuwehren. Im Inneren der Basilika erinnern Grabplatten mit deutschen Namen an die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Von Michelsberg aus erfolgte eine Wanderung über Prislop nach Rasinari/Städterdorf.

Montag, den 12. September fuhren wir nach Karlsburg/Alba Julia. Die sternförmige Festung liegt zentral in der Stadt. Drei verzierte Tore sind noch erhalten. Es regnet als wir vom Parkplatz über die Brücke durch den hohen Glockenturm zur orthodoxen Krönungskathedrale gehen. Sie wird auch Wiedervereinigungskathedrale genannt. Eigens für die Krönung am 15. Oktober 1922 von Ferdinand I. und Maria zum König und zur Königin wurde sie erbaut. Büsten rechts und links vor dem Eingang erinnern daran. Das Innere ist mit vielen byzantinisch anmutenden Malereien ausgeschmückt.

Karlsburg, Wiedervereinigungskathedrale
Karlsburg, Wiedervereinigungskathedrale

In unmittelbarer Nähe befindet sich die römisch-katholische Kathedrale. Die Bauarbeiten wurden im 11.Jh. begonnen und erst 1291 beendet. Hier ist der ungarische Feldherr und Gouverneur von Siebenbürgen Janos (Johann) Hunyadi bestattet.

Östlich der Kathedrale steht ein bronzenes Reiterstandbild für Mihai Viteazul (Michael den Tapferen). Der walachische Fürst unternahm 1599 eine Militärexpedition nach Siebenbürgen. Die Freude über den Sieg und an die Thronbesteigung war nur kurz, da er bereits 1601 ermordet wurde.

Nach der Mittagspause fuhren wir nach Sibiel/Budenbach. und wanderten den Berg hinauf zum Kloster, in dem noch drei Mönche leben. Das Kloster besteht aus einer kleineren alten und einer größeren neuen Kirche. Die Kirchen sind vollkommen mit prächtigen, farbenfrohen Ikonen bemalt.

Sibiel, größere Klosterkirche

Im Dorf besichtigten wir die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Von außen mutet sie katholisch an, innen erweist sie sich als orthodox. Nebenan stand uns das sehenswerte Hinterglas-Ikonen-Museum offen. Der Gründer trug über 700 Ikonen bäuerlicher Herkunft aus allen Landesteilen zusammen, die erstaunlich farbenprächtig sind.

Sibiel, Ikonenmuseum

Anschließend eilten wir in die nahegelegene Bauernpension. Traditionelles rumänisches Essen wurde gereicht. Als Vorspeise gab es Brot, Speck, Wurst, Fleischbällchen, Käse und Tomaten. Dann eine schmackhafte Suppe mit Grießklößchen. Der Hauptgang bestand aus den berühmten rumänischen Krautwickeln mit Polenta. Getrunken wurde Wein, Wasser und „Limonade“, die wir selber aus Tannenspitzensirup und reichlich Wasser herstellen konnten. Natürlich durfte der Schnaps nicht fehlen.

Abendessen in der Bauernpension

Am Dienstag, den 13. September brachte uns der Bus nach Bran/Törzburg. Roger klärte uns über die Draculalegende auf. Also, es gibt ein Schloss Bran, einen Fürsten Vlad III. aus der Walachei und den irischen Schriftsteller Bram Stoker (1847 – 1912). Es gibt keine reale Beziehung zueinander. Das Schloss wurde 1377 als Grenz- und Zollburg am Branpass gebaut und verband die Walachei und Transsilvanien.

Schloss Bran

Die Kronstädter schenkten 1920 der Königin Maria von Rumänien das Schloss.Es wurde ihr Lieblingsschloss. Das Schloss wird von vielen Touristen besucht, die auf den Spuren von Dracula sind. Entsprechend gruselige Animationen werden geboten.

Wir fuhren weiter nach Brasov/Kronstadt. Auf dem weiträumigen verkehrsfreien Marktplatz besichtigten wir die renovierten Gebäude und sondieren die Bistros und Restaurants. Im Freien fanden alle ein geeignetes Plätzchen für die Mittagspause. Danach nahm uns Roger mit auf einen Rundgang. Er wies auf das alte Rathaus mit seiner schönen Pfeilervorhalle mit Loggia und dem 6o m hohen Turm hin.

Kronstadt, Marktplatz

Weiter zeigte er uns das deutschsprachige Honterus-Gymnasium, das bereits 1541 gegründet wurde. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Schwarze Kirche. Ihren Namen erhielt sie durch einen Stadtbrand 1556, der die Mauern schwärzte. Sie ist die größte gotische Hallenkirche in Südosteuropa. 1542 wurde sie unter dem Einfluss von Johannes Honterus evangelisch. Er war nicht nur Humanist und Reformator, sondern auch Buchdrucker und Erneuerer des Schulwesens.

Kronstadt, Schwarze Kirche

Eine Besonderheit ist das kelchförmige Taufbecken aus Bronze (1472), das den Großbrand überstanden hat. In die Wulst im Taufbecken legte man Holzkohle, um das Taufwasser zu erwärmen. Danach machten wir eine kleine Wanderung durch das Katharinentor, an einem Bach entlang, hinauf zum Weißen Turm. Früher diente er als Wachturm, heute hat man eine gute Sicht auf die Altstadt und den Hausberg Tampa (Zinne) gegenüber. Einige unserer Gruppe sind mit der Seilbahn auf die Tampa hinaufgefahren. Dort prangt ein großer Schriftzug „BRASOV“, der am Abend leuchtet.

Unser nächstes Ziel war die Kirchenburg in Wolkendorf/Vulcan wo uns Pfarrer Uwe Seidner empfing. Er zeigte uns die Kirche und erklärte uns die Besonderheiten der Kirchenburgen. Diese waren Wehrkirchen und hatten als Schutz hohe und dicke Mauern mit Gräben davor. Bei Gefahr durch anrückende Tataren und Osmanenheere zogen sich die Dorfbewohner in die Kirchenburg zurück. An der Innenseite der Mauer befanden sich Vorratsräume, in denen ein Teil der Ernte und Saatgut aufbewahrt wurde.

Kirchenburg in Wolkendorf, frühere Lagerräume

Bei der noch laufenden Renovierung der Anlage wurden mehrere Lagerräume zu einem großen Raum zusammengefasst in dem ein langer Tisch stand. An diesem durften wir Platz nehmen. Nach einem kurzen Tischgebet wurden mehrere Schüsseln Suppe mit Fadennudeln auf den Tisch gestellt. Jeder konnte sich bedienen. Danach wurden Schüsseln mit Kesselgulasch gereicht. Zu trinken standen Wasser, Wein und natürlich Schnaps bereit.

Kirchenburg in Wolkendorf, Abendessen

Als Nachtisch wurde eine Spezialität „Siebenbürgischer Baumstriezel“ geboten. Hergestellt wird er, indem um eine dicke Rolle Teig gelegt wird, der dann mit Zucker ummantelt und über Feuer gebacken wird. Der Zucker karamellisiert und gibt dem knusprigen Gebäck einen besonderen Geschmack.

Kirchenburg in Wolkendorf, Siebenbürgischer Baumstriezel

Am Mittwoch, den 14. September wanderten wir auf den Hammersdorfer Berg zum Aussichtpunkt am Falkenturm. Der Weg führte leicht bergan, durch den wundervollen Wald. Oben auf einer Plattform angekommen hatten wir einen großartigen Blick auf Hermannstadt.

Blick auf Hermannstadt

Daneben steht ein großes, aus Eisenträgern gefertigtes Kreuz das bei Dunkelheit beleuchtet wird und von der Stadt aus deutlich zu sehen ist. Dann sind wir über Wiesen weitergewandert. Schließlich blickten wir auf eine Rennstrecke für Enduro-Fahrer. Roger sagte uns, dass dort jährlich Austragungen mit den weltbesten Endurofahrern stattfinden. Die Strecke am Hang ist einer der steilsten Trails. Wer oben überhaupt ankommt wird wie ein Sieger gefeiert.

Hermannstadt, Endurotrail

Am Donnerstag, den 15. September fuhren wir in Richtung Karpaten (Zibinsgebirge) nach Paltinis/Hohe Rinne. Das ist ein kleiner Luftkurort und ein Wintersportgebiet auf 1450 m Höhe.

Paltinis/Hohe Rinne

Ein Teil der Gruppe wanderte oben bei der Liftstation und abseits der Schihänge. Der andere Teil kämpfte sich durch Baustellen und gelangte in einen dichten Mischwald. Weiter ging es durch den Zibinspass nach Gura Raului. Es war sehr wohltuend die klare Luft einzuatmen. Weiter liefen wir auf weichem Waldboden und entdeckten viele Pilze, darunter große Steinpilze. Roger nahm einige mit nach Hause. Unsere Wanderung endete am Staudamm (Biserica Mare).

Am Freitag, den 16. September fuhren wir nach Schäßburg/Sighisoara einem hübschen Städtchen mit einer verwinkelten Altstadt. Die Straßen mit Kopfsteinpflaster und Flusssteinen sind gewöhnungsbedürftig, Das war aber mit ausschlaggebend, dass die Altstadt seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die schönen restaurierten Bürgerhäuser sind eine Augenweide.

Schäßburg, Stundturm

Roger ging mit uns über die überdachte Schülertreppe (175 Stufen) zur Bergschule und Bergkirche hinauf auf den Schulberg. Dort steht das deutsch-rumänische Gymnasium. Die Bergkirche ist das höchste Gebäude der Stadt. Schon 1345 wurde sie über einem romanischen Vorgängerbau errichtet. Die Krypta ist von früher noch erhalten. Das Netzgewölbe in der Kirche ist bemerkenswert. Neben der Kirche befindet sich der deutsche Friedhof, den wir besuchten.

Wieder in der Altstadt zurück laufen wir am sog. Draculahaus vorbei. Nichts Besonderes, aber dort soll angeblich Vlad III., Dracula, geboren worden sein. Am Burgplatz fällt ein weißes Haus auf. Auf die Wand ist ein Hirschrumpf gemalt. Der Kopf samt Geweih ragt an der Ecke heraus.

Nach der Mittagspause fuhren wir zu der beeindruckenden Kirchenburg in Birthälm/Biertan. Diese gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Über einen überdachten Wehrgang steigen wir zur Burg hoch.

Birthälm, Kirchenburg

Sie wurde 1283 erstmals urkundlich erwähnt und besteht aus drei Ringmauern mit 8 Türmen so wie einer Bastei. Im Mittelalter war es das Ehegefängnis (Scheidungshaus). Alle Einrichtungsgegenstände waren nur einmal vorhanden, nämlich ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, ein Teller und so weiter. Die zerstrittenen Eheleute saßen so lange ein bis sie sich entweder wieder vertrugen oder geschieden wurden.

In der spätgotischen Hallenkirche befindet sich einer der bedeutendsten spätgotischen Altäre. Der als „Birthälmer Altar“ bekannte Doppelflügelaltar weist 28 Tafeln auf.

An der Sakristeitür befindet sich ein aufwändiges Schloss mit 13 Riegeln, das mit nur einem Schlüssel geöffnet oder geschlossen werden kann. Das Meisterwerk mittelalterlicher Schlosserkunst wurde auf der Weltausstellung 1900 in Paris gezeigt.

Birthälm, Schloss mit 13 Riegeln

Nach der Besichtigung fuhren wir mit dem Bus nach Mediasch/Medias. Unser Ziel war die vielbesuchte Margarethenkirche. Die Lektorin empfing uns und hielt einen interessanten Vortrag. Im Innenraum steht der kostbare gotische (15. Jh.) Flügelaltar mit 8 Bildern aus der Passionsgeschichte und die berühmte mediascher Orgel. Beschreibung und Konzert unter: https://www.radiobukarest.ro/2022/08/20/geheimnisse-der-mediascher-orgel/
Das Kreuzigungsbild weist ein Kuriosum auf, weil im Hintergrund die Skyline von Wien dargestellt ist. Das bronzene Taufbecken ist das älteste in Besitz der evangelischen Kirche in ganz Rumänien. Anatolische Teppiche, Geschenke weitgereister Kaufleute, ersetzen den Kirchenschmuck. Die Lektorin berichtete auch, dass in neuerer Zeit wertvolle Schätze wie Altäre, Orgeln usw. aus Kirchen der Umgebung aufgenommen werden.

Medias, Orgel in der Margarethenkirche

Unter www.radiobukarest.ro/2022/08/20/geheimnisse-der-mediascher-orgel/
kann kann man die Orgel hören.

Beachtenswert war auch der schlanke Hauptturm mit seinen bunten Majolika-Dachziegeln, der „Schiefe Turm von Mediasch“. 1550 wurde der Turm auf 68,5 m erhöht. Danach begann er sich zu neigen. Erst die um 1980 durchgeführten umfangreichen Sicherungsmaßnahmen konnten den Turm stabilisieren. Bei der Rückfahrt zum Hotel fuhren wir am Geburtshaus von Hermann Oberth (Raketenpionier) vorbei. Zu seinem Gedenken befindet sich vor dem Haus eine große Rakete.

Am Samstag, den 17. September fuhren wir mit dem Bus nach Rothberg/Rosia. Roger führte uns in die evangelisch Kirche wo wir im Altarraum Platz nahmen. Dann kam der 89-jährige emeritierte Pfarrer Dr. h.c. Eginald Schlattner zu uns und setzte sich auf einen Stuhl vor den Altar.

Rothberg, evangelische Kirche mit Pfarrer Dr. h. c. Eginald Schlattner

Der Theologe und Schriftsteller sprach mit uns über die 2 Jahre, die er im kommunistischen Gefängnis verbrachte und gefoltert wurde. Diese Zeit hat er später auch in Büchern aufgearbeitet. Er sprach weiter von seiner Tätigkeit als Gefängnispfarrer und über die jetzt schwierigen Bedingungen seiner Kirchengemeinde. Auf uns machte seine persönliche Ausstrahlung großen Eindruck. Einige von uns waren so gespannt auf seine Bücher geworden, dass sie nach unserer Rückkehr in Hermannstadt gleich einige Exemplare kauften und am Sonntag nach dem Gottesdienst von ihm signieren ließen.

Nachmittags fuhren wir zur ehemaligen Zisterzienserabtei nach Kerz/Carta. Am Eingang empfing uns Pfarrer Michael Reger. Er führte uns zunächst durch die Klosterruine. Von der ehemaligen Hallenkirche stehen nur noch die Mauern und die hochaufragende Fassade mit dem Eingangsportal und der runden Öffnung (früher befand sich dort eine Rosette). Im Inneren befindet sich ein gepflegter Soldatenfriedhof. Die evangelische Kirche hat sich im noch erhaltenen Chor eingerichtet.

Kerz, Klosterruine

In der Kirche zeigte uns Pastor Michael Reger das mit Engeln verzierte Lesepult. Darunter ist das Taufbecken eingelassen. Der Pfarrer betreut Gemeindemitglieder in mehreren Dörfern. Zum Gottesdienst holt er mit einem Kleinbus die Teilnehmer ab, die sonst nicht kommen könnten.

Als letztes Ziel fuhren wir Freck/Avrig an. Hier erbaute 1760 Baron Samuel von Brukenthal eine Sommerresidenz für seine Gemahlin. Dazu gehören ein großer barocker Garten mit Springbrunnen und breite Treppen. Die Anlage ist in einem schlechten Zustand, wird aber renoviert. Die Räume der bereits restaurierten Orangerie mit dem Garten davor kann man für Feiern mieten.

Am Sonntag, den 18. September war wieder Wandern angesagt. Der Bus brachte uns nach Santa. Dort befindet sich ein uriges Restaurant, das innen mit Bärenfellen dekoriert ist. Einige Wandersleute stiegen aus, die nach eigener Laune die Umgebung erkundeten. Die anderen fuhren weiter nach Rasinari/Städterdorf und wanderten 17 km und 600 m bergab, in frischer Waldluft, bis zum Restaurant.

Am  Montag, den 19. September fuhren wir nach Klausenburg (Cluj). Der  Stadtrundgang mit Roger begann auf dem historischen Hauptplatz, Piata Unirii. Dort steht das Reiterstandbild Mathias Rex (König von Ungarn 1458-1490) und die gotische St. Michaels Kirche.

Klausenburg, St. Michaels Kirche

Gegenüber befindet sich der barocke Banffy-Palast, in der Nähe das rumänische Nationaltheater im Jugendstil und die gewaltige orthodoxe Kathedrale. Klausenburg ist eine Universitätsstadt mit etwa 100.000 Studenten. Die IT-Sparte ist derzeit stark gefragt und boomt.

Abends nach dem Essen bedankten wir uns bei Peter, der uns bediente und stets sich unserer Fragen und Wünsche angenommen hat. Anna, die Köchin, bekam ein Lob für die schmackhaften, deftigen Gerichte. Roger, der unsere Reise so gut geplant und umsichtig gemanagt hatte, bekam besondere Lob- und Dankesworte.

Am Dienstag, den 20.September reisten wir wieder ab. Die Flüge von Sibiu über München nach Köln, waren recht angenehm. Wir landeten pünktlich in Köln/Bonn, jedoch ohne Koffer, da diese wegen Personalmangels in München nicht umgeladen werden konnten. Nach zwei Tagen wurden sie zugestellt.

Es war eine beeindruckende Reise mit vielen Erlebnissen und Informationen, die uns Rumänien nähergebracht haben. Besonderer Dank gilt unserem eingespielten Orga-Team, Elisabeth, Erhard, Ria, Willi, Gerd und Werner.

Fotos und Text:
Carola Schützer
Ludwig Kreitner

Westerwald-Verein, Zweigverein Köln e.V.