Vorbemerkung: Wir vom Westerwald-Verein, Zweigverein Köln, haben an über 25 unterschiedlichen Wanderungen und Veranstaltungen teilgenommen. Der folgende Bericht beschränkt sich auf eine Auswahl von Ereignissen und beschreibt daher nicht den vollen Umfang der von uns erlebten „Wanderwoche“.


Guck mal! Da kommt der Mannschaftsbus vom „S.C. FORTUNA KÖLN“ und der hält bei uns. Der soll für den Wanderverein sein? Tatsächlich soll er! Verwundert steigen wir ein und sicher fährt der Bus uns dann nach Fellbach zum Hotel.

Mannschaftsbus Fortuna Köln

Zum 121. Deutschen Wandertag gab es schon vorab ein umfangreiches Programmheft in dem der „Schwäbische Albverein“ gut 170 Wanderungen aufgeführt hatte. Daraus konnten wir Wanderungen und Veranstaltungen des Rahmenprogramms auswählen und anmelden. Die Auswahl fiel nicht leicht, wenn man nur vage Vorstellungen hat, von dem was einen erwartet. Das Gebiet für Wanderungen umfasste neben der Wanderhauptstadt Fellbach, das Remstal bis zur Murr, Stuttgart und angrenzend den Naturpark Schönbuch mit Herrengarten.

Vor Ort konnten wir aber doch noch Wanderungen anpassen. Das sehr warme Wetter, teilweise 37 °C, machte allen zu schaffen. Daher wurden Wanderungen teilweise gekürzt bzw. abgeändert. Mit den Wegstrecken konnte man sich einen guten Eindruck von der vielfältigen Landschaft verschaffen. Sie ist geprägt von Wald, Weinbergen, Wiesen, Obstanbau und Landwirtschaft. Außerdem wird reichlich Kultur geboten.

Der Hausberg von Fellbach, der Kappelberg (470 m), lädt gleich ein die Weinhänge zu erkunden. Auf der Kuppe ist er bewaldet. Von der Höhe hat man einen prächtigen Ausblick auf die Ebene und die „blaue Mauer“, die Geländestufe zur Alb. Auf dem Weinbergweg wurde man zum Verweilen durch „Dichter – Blicke“ angeregt. Dichter, die in vergangener Zeit die Ausblicke genossen hatten, wurden zu Gedichten inspiriert. Als wir zu einem Pavillon im Weinberg kamen standen darin Stühle, die uns sogleich zum Sitzen einluden. Zur Überraschung kredenzten die beiden Wanderführer ein Glas Roséwein.

Blick nach Stuttgart

Eine andere Gruppe umrundete auf dem Fellbacher Rebenweg ebenfalls den Kappelberg, Nach dem Weg durch die Weinlagen, den Wald kam man an eine Stelle, von der aus sich eine phantastische Aussicht auf Stuttgart und Bad Cannstatt bot. Die Tour endete an der „Neuen Kelter“. Dort befindet sich der Weinverkauf der „Fellbacher Weingärtner eG“. Ein besonders aufgeweckter Wandersmann entdeckte, dass ein probieren der Weine ausgelobt wurde. Da der Platz im Verkaufsraum für alle doch recht eng geworden wäre, war der Vertriebsleiter Albrecht Schurr spontan bereit, eine Weinprobe im Freien vor der Lagerhalle abzuhalten. Nachdem Flex Gläser verteilt wurden hat er nacheinander 3 Weine vorgestellt, jeweils Weiß, Trollinger und Rosé. Durch seine launigen Erläuterungen und Geschichten, zusammen mit dem gut gekühlten Wein, kam beste Stimmung auf. Zum Schluss meinte er, das war die erste Weinprobe zum Wandertag, allerdings ungeplant.

Weinprobe

Eine andere Tour begann in Stetten-Kernen. Zuerst durch Weinberge und Wald nach Strümpfelbach, ein Ort mit schmucken Fachwerkhäusern und altem Rathaus. Dort am Fuß sogar eine gefasste Quelle. Eine Kuriosität auf dieser Tour war der Waldfriedhof für die königlichen Jagdhunde.

Waldfriedhof der königlichen Jagdhunde

Am Donnerstag, den 4. August, als das Thermometer auf 37°C stieg, ließen wir die geplante Wanderung ausfallen und fuhren statt dessen nach Schwäbisch-Hall und bummelten durch die mittelalterliche Altstadt. Von besonderer Bedeutung ist die romanisch-gotische Kirche St. Michael mit ihren prächtigen Altären. Schreitet man durch das Hauptportal nach draußen, hat man eine Panoramasicht auf den Marktplatz, die Renaissancehäuser und dem barocken Rathauses gegenüber. 53 Treppenstufen führen hinunter aus den Marktplatz. Hier finden im Sommer Freilichtspiele statt.

Große Treppe St. Michael

Am Samstag, den 6. August, die Temperatur war immer noch deutlich über 32°C,  fuhren wir nach Ludwigsburg. Eine Stadtführerin hat uns die Sehenswürdigkeiten gezeigt und erläutert. Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg gab der Stadt seinen Namen und ließ – nach Vorbild von Versailles – 1704 das Schloss erbauen, neben dem sich nach genauer Planung der 1709 zur Stadt erhobene Ort entwickelte. Leider war der freie Blick auf das größte deutsche Barockschloss durch die Tribüne für „90er Live!“ im Schlosshof gestört. Auf der anderen Schlossseite hatte der Circus Roncalli sein großes Zelt aufgebaut. Ein Erlebnis war auch der große Barockgarten, der insbesondere bei dem schönen Wetter viele Besucher angelockt hatte. Nördlich vom Schloss erstreckt sich der herzogliche Jagdpark mit dem Rokokoschlösschen Favorite (1718 – 1723). Über eine Allee gelangt man zum Seeschloss Monrepos (1760 -1764).

Ludwigsburg Evangelische Barock-Kirche
Ludwigsburg Residenzschloss

Aber auch ohne zu wandern gab es im Großraum Stuttgart viel zu sehen. Der Nahverkehr funktionierte gut und mit der Wandertagsplakette „Remsi“ (Biene) konnte man kostenlos die Gegend erkunden. Attraktionen sind die Museen von Porsche und Mercedes und die Wilhelma.

Die Eröffnungsfeier fand am 04. 08. 2022 um 19 Uhr in Fellbach vor der Schwabenlandhalle statt. Bekannte Personen kamen zu Wort. Allen voran Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß der Präsident des Deutschen Wanderverbands und des Schwäbischen Albvereins, die Oberbürgermeisterin der Stadt Fellbach Gabriele Zull und Vertreter des Schwäbischen Albvereins, der größte Wanderverein in Europa, gegründet 1888. Sie empfangen die Wandertagswimpelgruppe aus Bad Wildungen. Anschließend spielte die Band Loisach Marci auf, die ihr Alphorn zum Einsatz brachten. Ihnen zuzuschauen und zuzuhören war recht vergnüglich, wenn auch für noch gut Hörende, sehr laut.

Band Loisach Marci

Wer Lust hatte konnte die Tourismusbörse besuchen, die am 04. 08. in der Halle eröffnet wurde.

Am Sonntag, den 07.08. fand die Abschlussfeier in der Schwabenlandhalle statt. Zahlreiche Persönlichkeiten waren anwesend. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hielt die Festansprache als Schirmherr des 121. Deutschen Wandertages 2022. Seine Rede mit vernünftigen Argumenten zur wichtigen Naturerhaltung für unsere Lebensqualität fand großen Anklang.

Ministerpräsident und Schirmherr Winfried Kretschmann

Grußworte sprach Prof. Dr. Ulrich Schraml, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und Vorsitzender der Bundesplattform Wald – Sport, Erholung, Gesundheit. Die musikalische Begleitung lag in den Händen eines Gitarristen und einer Sängerin der Popmusic School Fellbach. Klatschend begleitete das Publikum den Auszug der Wandertagswimpelgruppe aus Bad Wildungen

Gitarrist John Noville und Sängerin Paula Kohl

Anschließend um 14 Uhr setzte sich der Festumzug an der Neuen Kelter bei herrlichem Sonnenschein in Bewegung. Wir hatten die Nummer 44, deshalb konnten wir viele Gruppen beobachten wie sie aufgerufen wurden und sich geordnet in den Zug einfädelten. Wir machten mit unserem weißen Polo-Shirt, roten Halstuch und rot-weißem Schirm auf uns aufmerksam. Die Zuschauer begrüßten uns und klatschten am Wegesrand. Der Festumzug endete auf dem Platz vor der Schwabenlandhalle.

Festumzug

Auf der Bühne fand die Abschlussveranstaltung statt, bei der die Wimpelstabübergabe an die Oberbürgermeisterin Gabriele Zull erfolgte. Dort bleibt er nun im Fellbacher Rathaus und wird beim nächsten Deutschen Wandertag weiter gegeben.

Wimpelstabübergabe an die Oberbürgermeisterin

Am Montag fuhren wir nach Köln zurück. Bei der Reflexion der vergangenen Tage stellten wir wieder fest wie hilfreich eine gute Organisation, geleistet von Elisabeth und Erhard Schönberg, für gutes Gelingen ist.

Text und Fotos:
Carola Schützler
Ludwig Kreitner